Was bedeutet Female Finance eigentlich?
Die Hälfte der Bevölkerung ist weiblich. Trotzdem spiegelt sich das Geschlechterverhältnis in vielen Bereichen nicht wider. So auch beim Thema Finanzen, denn es liegt deutlich weniger Vermögen in weiblichen als in männlichen Händen. In Deutschland haben Frauen
24% weniger Vermögen als Männer (Gender Wealth Gap).1 Die Tatsache, dass Frauen meist weniger verdienen als Männer (Gender Pay Gap) sowie häufger in Elternzeit gehen bzw. in Teilzeit arbeiten (Gender Care und Time Gap), bedingen den Lifetimes Earnings Gap und Pension Gap, also wie viel Frauen über ihr gesamtes Erwerbsleben verdienen und wie hoch ihre Rente am Ende ausfällt. Gesamtverdienst und Rente sind in der Regel deutlich geringer als bei Männern. Frauen sind daher überdurchschnittlich häufig von Altersarmut bedroht.2 Dementsprechend ist es enorm wichtig, dass Frauen privat vorsorgen. Leider mangelt es an passenden Angeboten. Dies liegt u.a. an der Financial Service Gender Gap: Finanzprodukte und -services wurden und werden zu oftmals von Männern für Männer entwickelt und vermarktet. Bedürfnisse von Frauen werden zu wenig berücksichtigt. Das führt zum einen zu unzufriedenen Kundinnen und zum anderen dazu, dass Frauen manche Finanzprodukte und -services seltener oder gar nicht nutzen, wie zum Beispiel beim Investieren.3 Das wiederum verschlimmert bestimmte Gender Gaps. Ein Teufelskreis.
Im Rahmen von Female Finance gilt es, diesen zu brechen und die Bedürfnisse von Frauen bei der Hinführung und Entwicklung von Finanzdienstleistungen einzubeziehen. Dabei sind Frauen keine Zielgruppe, sondern als die Hälfte der Bevölkerung natürlich auch in sich heterogen. Man könnte also sagen, dass Female Finance nicht nur stärker eine weibliche Perspektive einbringt, sondern für mehr Individualität und Nutzer:innenzentrierung in der Finanzwelt sorgt. Dies ist letztlich auch wichtig für eine generell diverse Betrachtungsweise und Angebotsbereitstellung – sowohl für unterschiedliche Lebensumstände als auch abgrenzend zu binärem Geschlechterdenken. Selbstverständlich muss nicht jedes Finanzprodukt neu konzipiert werden, auch eine andere Ansprache, andere Informationsaufbereitung und eine bedürfnisorientierte Produkthinführung können einen Beitrag leisten. Hier gilt es, mit Kund:innen zu sprechen und situationsbedingt zu analysieren, was gebraucht wird und ggf. angepasst oder gar neugedacht werden muss.2
Female Finance ist relevant:
Es fördert eine diversere, nutzerzentrierte Entwicklung und Vermarktung von Finanzangeboten.
Female Finance erhöht Gleichberechtigung und schließt Geschlechterlücken, wodurch die Gesellschaft sozial und wirtschaftlich gestärkt wird.
Quellen:
1. WTW & WEF (2022): 2022 Global Gender Wealth Equity Report
2. Sparkassen Innovation Hub (2021): Female Finance – Frauen in der Finanzwelt. Gender Gaps und nicht erkannte Bedürfnisse 3. Financial Alliance for Women (o.J.): The Opportunity
4. Oliver Wyman (2020): Serving Women as Financial Services Customers
5. EWPN (2020): Female Finance. Digital, Mobile, Networked