Finanzielle Gesundheit

Let’s talk money: Warum wir (nicht) über Geld sprechen

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Min.
2.8.2024

„Über Geld spricht man nicht.“ Diesen Satz hat doch jede:r von uns schon mehr als einmal gehört. Leider hat dieser Satz sich in sehr vielen Köpfen eingeprägt – verliert aber zumindest laut einer Klarna-Umfrage bei den jüngeren Generationen langsam an Bedeutung. Dennoch fühlen sich viele Erwachsene noch unwohl, mit anderen über ihre Finanzen zu reden. So spricht der Klarna-Erhebung zufolge ein Drittel der Deutschen nie über ihre persönlichen Finanzen. 

Dabei ist Geld nicht nur gegenüber Fremden ein Tabuthema, sondern auch häufig im engsten Umkreis. Und das fängt schon früh an: So reden Eltern mit ihren Kindern zu wenig über Geld, obwohl dies in frühen Jahren extrem wichtig ist, da sich unsere Finanzgewohnheiten bereits im Alter von sieben bis neun Jahren manifestieren. Aber auch in Partnerschaften sind Finanzen kein leichtes Thema. Laut einer Befragung der Tomorrow Bank fällt es jeder*m Sechsten (15%) schwer, in der Beziehung über finanzielle Themen zu sprechen. Immerhin ist hier laut einer Studie von ElitePartner mittlerweile mehr Offenheit zu beobachten, auch wenn diese eher durch Negativtrends wie der hohen Inflation und steigender Sorge um den Erhalt des eigenen Lebensstandards entsteht.

Aber warum ist es eigentlich so wichtig über Geld zu sprechen? Immerhin könnte man doch gut anführen, dass die eigenen Finanzen nun wirklich privat sind. Aber über Geld zu sprechen, bringt durchaus Vorteile: 

  1. Das Reden über Geld erhöht nachweislich das finanzielle Wohlbefinden, besonders bei Menschen mit finanziellen Sorgen. 
  2. Es reduziert Defizite in unserer Finanzkompetenz, denn wir lernen dazu, erhalten Ratschläge und Tipps oder erhalten neue Informationen. 
  3. Wir erhalten mehr Transparenz. Zum Beispiel hindert es uns daran, unsere Arbeitskraft unter Wert zu verkaufen, wenn wir uns mit unseren Arbeitskolleg:innen über Gehälter austauschen. Oder es bewahrt uns vor bösen Überraschungen, beispielsweise bei einer Scheidung oder Tod eines Angehörigen. 
  4. Es führt dazu, dass wir uns mehr um unsere Finanzen kümmern.

Doch die existierende gesellschaftliche Tabuisierung des Geldes und daraus entstehende psychische Hürden bewirken heute leider, dass viele Menschen sich nicht ausreichend mit ihren Finanzen beschäftigen. Gerade mit Blick auf die derzeitige Rentensituation wäre dies aber zwingend notwendig. Wir brauchen mehr finanzielles Interesse und Eigenverantwortung. Das bekommen wir aber nur, wenn wir Finanzen nicht zu einem unangenehmen Tabu machen, sondern empathisch den Zugang zu Finanzwissen und Tools erleichtern. Über Geld zu sprechen ist hier ein wichtiger Schritt hin zu finanzieller Unabhängigkeit.

Gleichzeitig gilt es auch hier Geschlechterunterschiede aufzubrechen. Frauen reden in der Regel seltener über Geld als Männer. Das zeigt sich bereits in jungen Jahren. Eine Befragung junger Erwachsener (16 bis 25 Jahre) der comdirect zeigte, dass jeder zweite junge Mann gerne über Finanzen spricht, aber nur jede dritte junge Frau, obwohl durchaus Interesse besteht. Ein Faktor hierfür liegt auch darin, dass Eltern häufiger Finanzwissen an Söhne als an Töchter weitergeben und somit auch in Familien Mädchen weniger über Geld sprechen. Natürlich spielen auch weitere Faktoren wie beispielsweise der Bildungsgrad eine Rolle. Klar ist, dass es aber auch vor allem mehr sichtbare weibliche Vorbilder braucht, die über Geld sprechen und somit andere motivieren.

Das Fazit liegt auf der Hand: Let’s talk money! Und da müssen wir uns alle an die Nase fassen und uns vorsichtig an Finanzgespräche im Umfeld vortasten. Wissen vorauszusetzen, Prahlerei oder eine herablassende Art sind hier Fehl am Platz. Von Fragen und Austausch können wir nur profitieren. Zudem sind Empathie und Fingerspitzengefühl sind gefragt, da Finanzen durchaus emotional sein können. Auch wenn die Anfänge womöglich unangenehm sind, die Vorteile, über Geld zu sprechen, liegen klar auf der Hand.