Finanzmanagement

Adieu Faustregeln? Wie wir Budgets richtig nutzen

5
Min.
2.8.2024

Viele Menschen nutzen Budgets – mal mehr, mal weniger strukturiert, teilweise auch einfach in Form mentaler Konten. Eine Studie des Zahlungsanbieters Klarna zeigt, dass vor allem jüngere Generationen vermehrt Budgets nutzen, da diese generell ein größeres Interesse am Thema Personal Finance haben. Kein Wunder, dass auch (streitbare) Trends wie die Umschlagmethode im vergangenen Jahr auf Social Media einen großen Anklang fanden. Doch was genau ist Budgetierung und sind Budgets eigentlich immer hilfreich? Und wie geht man das Ganze richtig an?

Budgetierung ist nichts anders als einen Überblick über Einkommen und Ausgaben zu behalten. Ein Budgetplan hilft dir also, zu planen, ob du dir Dinge leisten kannst, die du tun bzw. haben möchtest oder musst.

 

Wenn du zum Thema „Budgets“ recherchierst, wirst du schnellauf einige Faustregeln und Methoden stoßen. Wahrscheinlich wird die 50/30/20-Regel am häufigsten über den Weg laufen. Bei dieser Methode teilst du dein monatliches Einkommen auf drei Töpfe auf: 50% für deine Fixkosten wie Miete und Stromkosten, 30% für Wünsche wie Urlaub, Restaurantbesuche oder Shopping sowie 20% zum Sparen.

 

Diese Faustregel gibt es auch etwas kompakter als 60/40-Regel, bei der deine festen Ausgaben nicht mehr als 60 Prozent deiner Gesamtausgaben ausmachen sollten, oder noch detaillierter in Form des 6-Konten-Modells, da du hier dein Geld auf noch mehr (sechs) Töpfe aufteilst. Vielleicht stolperst du auch über die zero-based-budgeting-Methode. Mit dieser kannst du sogar „Cent-konkret“ werden, indem du quasi jedem Cent einen„specific job“, also einen spezifischen Nutzen, zuschreibst, sodass am Ende kein Geld auf deinem Konto ohne Budget-Zuschreibung übrigbleibt.

 

Allerdings sind solche Faustregeln und Methoden zum Setzen von Budgets nicht immer hilfreich und teilweise auch veraltet. Die Regel, dass deine Miete maximal 30 Prozent deines Einkommens ausmachen darf, stammt beispielsweise aus den 1970er Jahren, als Mietpreise noch ganz andere waren. Laut einer Online-Befragung von YouGov im Auftrag der Postbank in 2023 gaben mehr als 40 Prozent der Teilnehmenden an, dass sie sich ihre Wohnkosten „gerade noch so“ leisten könnten.

 

Diese Tatsache zeigt nur, dass Faustregeln zwar einen Rahmen zur Orientierung bieten können, aber nicht immer passend sind – insbesondere, wenn sich die wirtschaftliche Lage ändert. Das Reißen eines gesetzten Budgets bewirkt, dass wir uns schlecht fühlen. Die Nicht-Einhaltung kann demnach demotivieren und zur Annahme führen, dass wir nicht gut mit Geld umgehen. Dabei gibt es viele verschiedene Gründe, warum die Einhaltung von Budgets nicht immer klappt – das kann bereits mit einem schwankenden Einkommen starten.

 

Beachte einfach, dass Finanzen persönlich und individuell sind. Autorin Melissa Browne schreibt in ihrem Buch „Budgets Don’t Work (ButThis Does)”, dass Budgetierung schnell wie eine Diät sein kann. Dabei geht es gar nicht darum, zu verzichten, sondern clever und gesund auszugeben und zu sparen.

 

Wie nutzt du also klug Budgets?

 

1. Bringe Ordnung in deine Finanzen und überblicke deine Einnahmen und Ausgaben

Der erste Schritt zur Erstellung eines Budgets liegt darin, deine Einnahmen und Ausgaben zu verstehen. Nimm dir Zeit, um alle Quellen deines Einkommens zu sammeln und eine Liste deiner monatlichen Ausgaben zu erstellen. Das bedeutet nicht nur die festen Kosten wie Miete und Rechnungen, sondern auch die kleinen Ausgaben, die sich im Laufe des Monats summieren. Je besser du deine Finanzen verstehst, desto besser kannst du planen undEinsparungspotenziale erkennen. Vergiss bei der Erstellung der Übersicht aber auch Jahresbeiträge nicht, also nur einmal jährlich abgebuchte Beträge wie Versicherungen.

 

2. Setze dir finanzielle Ziele

Beim Budgetierung geht es vor allem darum, warum du Budgets nutzen willst. Nimm dir Zeit, um deine kurzfristigen und langfristigen Ziele zu definieren. Möchtest du Schulden abbauen, ein Haus kaufen oder für die Zukunft sparen? Was ist dir wichtig? Und was ist vor allem realistisch? Indem du klare Ziele setzt, kannst du dein Budget entsprechend ausrichten und sicherstellen, dass du auf dem richtigen Weg bist, um sie zu erreichen.

 

3. Priorisiere deine Ausgaben

Nicht alle Ausgaben sind gleich wichtig. Trenne deine Ausgaben in "notwendige" und "optionale" Ausgaben. Notwendige Ausgaben umfassen Dinge wie Miete und Lebensmittel, während optionale Ausgaben Dinge wie Unterhaltung und Reisen sind. Indem du deine Ausgaben priorisierst, kannst du sicherstellen, dass du genug Geld für die wichtigen Dinge hast und gleichzeitig Platz für Flexibilität und Spaß lässt. Prüfe in dem Zuge auch, ob du ggf. günstigere Alternativen findest.

Lege im Rahmen der Priorisierung zudem einen festen Betrag für Unvorhergesehenes zurück. Denn wie die Forschung zeigt, sind wir beim Schätzen und Setzen von Budgets gut, wenn es um regelmäßige und normale Ausgaben wie Miete oder Lebensmittel geht, aber unterschätzen schnell die Häufigkeit besonderer, ungeplanter Ausgaben. Das kann dazu führen, dass du Budgets nicht einhalten kannst und mehr ausgibst als geplant.

 

4. Verfolge deine Ausgaben

Ein Budget ist nur so gut wie seine Umsetzung. Finde eine Möglichkeit, um deine Ausgaben regelmäßig zu verfolgen, sei es durch das Führen eines Haushaltsbuchs, einer Excel-Tabelle oder mittels einer Budget-App. Indem du deine Ausgaben im Blick behältst, kannst du feststellen, wo du möglicherweise über dein Budget nicht einhältst oder ausschöpfst, und Anpassungen vornehmen.

 

5. Bleib flexibel

Das Leben ist unvorhersehbar, deshalb sollte dein Budget flexibel sein. Sei bereit, dein Budget anzupassen, wenn sich deine finanzielle Situation ändert. Ob es nun eine Gehaltserhöhung, ein Jobwechsel oder unerwartete Ausgaben sind - Flexibilität ist der Schlüssel. Indem du flexibel bleibst und dich an veränderte Umstände anpasst, kannst du sicherstellen, dass dein Budget weiterhin für dich funktioniert. Schließlich geht es um deine persönlichen Finanzen.

 

Budgetierung, in Form von (gutem) Haushalten, wird oft mit einem guten Umgang mit Geld gleichgesetzt. Dabei sind viele bestehende Budgetregeln nicht für alle Menschen praktikabel, auch wenn Faustregeln eine Orientierung bieten können. Budgets können helfen, Kontrolle und Überblick über die eigenen Finanzen zu behalten, vorbereitet zu sein und sich mit gutem Gefühl etwas zu leisten. Die Nicht-Einhaltung bestehender Faustregeln sollte nicht demotivieren. Denn Budgets sollten vor allem zu deinem Leben passen und auf deine Ziele einzahlen. Dann ist es wahrscheinlicher, diese Budgets auch einzuhalten. Am Ende sollen dein Budgets ein Tools für dich sein, die Kontrolle über deine Finanzen zu behalten. Die Ausgestaltung liegt also bei dir und sollte nicht allein auf Faustregeln beruhen.